Was macht es? Es funktioniert.

Klug, wer eine Erfindung nicht allein nach ihrem Alter bewertet. Denn über die Tauglichkeit sagt das rein gar nichts.

Eines der großartigsten Zitate der Kinogeschichte stammt nicht etwa aus einer Literaturverfilmung, sondern aus einem an Anspruch eher armen Action-Movie der 1980er Jahre. Selten legte eine Nebenfigur so viel Hoffnung in die noch unbekannten Fähigkeiten eines Gebrauchsgegenstandes, selten erklärte der Protagonist so pointiert und doch nüchtern die Realität: »Wozu ist das?« »Das ist blaues Licht.« »Und was macht es?« »Es leuchtet blau.« Der Dialog legt gleich zweierlei mögliche Missverständnisse zwischen dem Kundigen und dem Laien offen. Erstens: Was gut funktioniert, benötigt zusätzlich keine verborgenen, vielleicht sogar magischen Fähigkeiten. Zweitens: Ob neu bzw. unbekannt oder alt bzw. bekannt, spielt keine Rolle — solange es gut funktioniert.

Neu ist nicht gleich innovativ

In der Gestaltung, im Sport, in der Politik — ja: in nahezu allen Lebensbereichen erobert die Auffassung, neue Lösungen seien ab Werk den herkömmlichen überlegen, immer mehr Köpfe. Der Meta-Trend Innovativität breitet sich weiter aus. Es mag dem alles durchdringenden Profitinteresse geschuldet sein, dass solche Neuheiten meist nur dann Beachtung finden, wenn sie sich mit althergebrachtem als kaum bis gar nicht kompatibel erweisen. Das hat zwei Folgen: Erstens entsteht aus der Deutungshoheit derjenigen, die neue Produkte an den Markt bringen, leicht ein Diktat darüber, was als innovativ zu gelten hat. Zweitens geht den Betroffenen mehr und mehr die Fähigkeit verloren, mit vorhandenen Mitteln eine Lösung zu finden — die gar nicht mal schlechter sein muss.

Dass Neuerungen sich vor allem um des Hypes Willen gern, aber dennoch oft erfolglos, in das Gewand einer ernstzunehmenden Innovation kleiden, zeigen insbesondere die Beispiele, über die bald schon niemand mehr spricht: Zwar verdienen die Erfinder des ominösen ›Packing‹ noch immer ihr Geld mit der statistischen Analyse von Fußballspielen. Ihr einstiges Wunderkind spielt, bei Lichte betrachtet, dabei aber insgesamt gar keine so große Rolle mehr. Im Gegenteil: Das Team mit den bist dato im Durchschnitt meisten überspielten Gegnern schied zur WM 2018 bereits in der Gruppenphase aus — die deutsche Nationalmannschaft.

Es schadet deshalb beinahe niemals, nach dem blauen Licht zu fragen, sprich: danach, was es ist und was es tut — anstatt danach, ob es als neuartiger Durchbruch die gesamte Welt revolutionieren wird. Denn das lässt sich ohnehin erst im Rückblick beantworten. Auch die Titel-Schrifttype der neuen Webseite spitzenkraft.berlin gilt eher als erfahrener — und von nicht wenigen Designern allein deshalb verpönter — Haudegen denn als grazile Erfindung aus dem Nichts. Allein: Sie funktioniert. Und wer ihr volles Potenzial zu aktivieren weiß, kann sein Publikum trotz ihres Alters noch immer staunen machen.