Eine Aufgabe für die Ewigkeit

Zukunftsfähige Mobilität will immer wieder neu überprüft, entwickelt und hergestellt werden.

  6 Minuten  

Die japanische Wirtschaft nennt es Kaizen, die internationale Industrie bietet mit der ›kontinuierlichen Verbesserung‹ in Kapitel 10 der ISO 9001 sogar ein Regelwerk dafür an: Die gesamte Mobilitätswende-Szene sollte schnellstmöglich entscheidende Fähigkeiten von nationalen und internationalen Automobilherstellern erlernen. Denn der hierzulande sorgsam gepflegte Eindruck, nach einer Phase des Umbruchs in der Fortbewegung kehre eines Tages wieder Normalität ein, geht ins Leere. Gerade weil Mobilität einen so umfassenden Einfluss auf unser aller Lebensverhältnisse ausübt, bleibt die Arbeit daran eine Daueraufgabe.

Die Wende als next big thing

Auch Verfechter*innen der ›Verkehrs-‹ oder wahlweise der ›Mobilitätswende‹ zeigen sich nicht selten beeinflusst von allzu platten Heilsversprechungen, die den Weg zu einer besseren Mobilität als kurz, leicht zu bewältigen und vor allem endlich erscheinen lassen. ›Elektromobilität‹, ›Radschnellwege‹, ›Protected Bike Lanes‹, ›On-Demand-Angebote‹ oder ›Sharing Economy‹ bilden nur eine sehr kleine Auswahl der allzu vielen Buzzwords, die die ›New Mobility‹ bereithält; die aber selbst regelmäßig eine Antwort schuldig bleibt auf die Frage, wann sie denn eigentlich als erreicht gelten kann. Die so entstehende eschatologische Spannung dient möglicherweise sogar absichtlich als Perpetuum Mobile und trägt solche Geschäftsmodelle vorwärts, die nicht von der Zweckerfüllung leben, sondern vom Verbrauch — der sich im Immer-mehr-Teufelskreis des Kapitalismus dann zwangsläufig zur Verschwendung auswachsen muss.

In diesem Sinne hat die ›Verkehrswende‹ sich längst als Marke etabliert, also als vereinfachende Urteilsverzerrung für die intuitive Ahnung, dass ›die Mobilität‹ sich verändern müsse, der Mensch aber nichts weiter zu tun brauche — ob nun in der Rolle als anbietende, als nachfragende oder als Rahmen setzende Partei. Der einst von guten Absichten platzierte Kampfbegriff mutierte längt zur Einladung, einmal mehr die eigene Verantwortung abzugeben. Nicht so tragisch, es handelt sich ja nur um eine momentane Mode. Sobald wir sie abgefeiert oder totgeritten haben, springen wir auf eine andere auf.

Der Weg der kleinen Schritte

Beides entspricht aber in keiner Weise der menschlichen Natur, weder die freiwillige Selbstentmündigung noch die immerwährende Hatz nach dem nächsten Reset. Nicht nur vermögen wir es nicht, nicht zu lernen: »Das Gehirn lernt immer und kann wirklich nicht anders.«, so der Neuropsychologe Professor Manfred Spitzer. Weiterentwicklung macht uns aber obendrein auch noch glücklich. »Wofür ist [der nucleus accumbens] zuständig?«, fragt Spitzer. »Sucht, Lust, Glück, Belohnung? Pustekuchen. Für’s Lernen. Das ist Ihr Lernturbo, für alles, was gut für Sie ist. […] Tief in Ihrem Gehirn sind Glück und Lernen ganz eng beieinander.« Im Interesse nicht des Aggregates, sondern jedes einzelnen Menschen handelt also, wer kontinuierlich die Optimierung übt. Lebenslanges Lernen nicht als Zwang, sondern als Erfolgsrezept.

Dieses Prinzip befreit ganz nebenbei auch von der Not, eine Generallösung für alle Probleme gleichzeitig finden zu müssen; eine Lage, die überhaupt erst die ganze Verführungskraft der oben genannten Heilsversprechen entfesselt. Stattdessen geht es darum, mit Souveränität, Neugier und Veränderungswillen immer wieder eine standardisierte, handhabbare und auf eher kleine Gegenstände fokussierte Schleife zu durchlaufen: prüfen, schlussfolgern, entwickeln, testen, einführen. Aus der Summe vieler kleiner Schleifen ergibt sich dann insgesamt eine enorme Verbesserung, die deutlich mehr Durchgriff entfaltet als jedes Master-Konzept-Konvolut. spitzenkraft.berlin entwickelt den m.loop bis zur Einsatzreife vor Ort.