Es darf auch Spaß machen!

Beteiligung muss Wertschätzung versprechen, sonst bleibt sie der Spielplatz der Wenigen.

  4 Minuten  

Die klassische Kommunikation oder gar Beteiligung zu öffentlichen Vorhaben stellt üblicherweise nur Forderungen an ihr Publikum: Energie aufzubringen um Probleme zu lösen, von denen die einzelne Person möglicherweise gar nicht betroffen ist; dafür Zeit aufzuwenden, die sich alternativ auch ganz eigennützig hätte einsetzen lassen und schließlich als einzigen Lohn dafür mit einem oft nicht einmal sehr präzisen Bild von einer möglichen Zukunft bedacht zu werden, die wiederum die einzelne Person im Zweifelsfall nur randlich oder gar nicht betrifft. Landauf, landab beteiligen sich stets immer wieder dieselben und ›üblichen Verdächtigen‹ an solchen Formaten: Das Berliner ›Handbuch zur Partizipation‹ hebt insbesondere auf die sprachlichen Fähigkeiten, den kulturellen Hintergrund, den Bildungsstand und das verfügbare Einkommen von Personen als Selektionsfaktoren ab.  Hinzu kommt, dass klassische ›Beteiliger*innen‹ aus ihrem Engagement einen eigenen Nutzen ziehen: entweder in Form von Selbstverwirklichung oder von sozialer Anerkennung.

Die laute Minderheit

Eine hohe Beteiligung lässt sich aber dennoch regelmäßig unter einer weiteren Gruppe von Personen beobachten: nämlich solchen, die sich von einer Maßnahme negativ getroffen wähnen und ihre Verlustangst in Abwehrverhalten umsetzen. Weil sie sich lautstark äußern, entsteht leicht der Eindruck, das Vorhaben werden von der Mehrheit abgelehnt — die sich aber eigentlich gar nicht äußert. Abgesehen von den sich selbst Belohnenden, die bei Weitem keinen Querschnitt der Bevölkerung repräsentieren, und von den Abwehrenden, die ganz offensichtlich ausschließlich im eigenen Interesse handeln, glänzt die wahre Mehrheit sehr häufig mit Desinteresse.

Nicht ohne Grund: Jede*n Adressat*in kostet es Energie, sich zu beteiligen. Sie oder er wird sie nicht selbstlos und aus eigenem Antrieb investieren. Sie oder er wird automatisch dadurch belohnt, nichts zu tun, weil das Energie einspart. Die Alternative, also sich aktiv zu beteiligen, muss aus diesem Grund einen mindestens genauso großen Belohnungseffekt auslösen — und die Leichtigkeit, sich mit der Sache zu befassen, maximieren. spitzenkraft.berlin nennt das Partizitainment: Menschen, die sich von der Kommunikation zu einem Vorhaben gut unterhalten fühlen, beteiligen sich mit höherer Wahrscheinlichkeit.

Auf Gegenseitigkeit gegründet

Dabei geht es allerdings keinesfalls um Manipulation, sondern um Wertschätzung. Dieselbe Mühe, die die Verantwortlichen in einen Beteiligungsprozess stecken — und zwar nicht im Sinne des Verfahrensaufwands, sondern im Sinne der Würdigung der zu Beteiligenden —, können sie auch von ihrem Publikum erwarten. Nicht mehr.