Genauso gut könnten wir würfeln

Eine erste repräsentative Corona-Erhebung bringt: keinerlei belastbare Erkenntnisse.

  05.05.2020 | 3 Minuten  

Es passt hinten und vorne nicht. Die Corona-Studie aus dem Kreis Heinsberg will einen Hinweis darauf erbracht haben, dass sich deutschlandweit inzwischen bis zu 1,8 Millionen Menschen mit dem neuen Virus angesteckt haben könnten. Den Vergleichswert liefert dafür die Sterblichkeit. Allerdings: Sollte das zutreffen, wären mit Stand gestern 163.175 Fälle zwar entdeckt worden, 1.636.825 Fälle — und damit knapp 91 Prozent — aber nicht. Die Studie selbst gibt an, immerhin 22 Prozent der Infizierten wäre ihre Ansteckung vor der Erhebung nicht bekannt gewesen. Das wiederum würde bedeuten, dass die Zahl der insgesamt infizierten Menschen in Deutschland mit Stand gestern auf 214.577 zu schätzen sei. Eine wahnsinnig große Schwankungsbreite.

Seit Beginn der Epidemie in Deutschland wurden laut Robert-Koch-Institut 2.427.493 Tests auf SARS-Co-V2 durchgeführt — Mehrfachtestungen derselben Personen vermutlich inklusive. Deshalb lässt sich die Trefferquote von sieben Prozent auch nicht ohne Weiteres auf die Gesamtbevölkerung hochrechnen, auch wenn sie sich über die Zeit als recht stabil erweist. Wer das trotzdem tut, kommt auf eine Dunkelziffer von rund 5,8 Millionen Infizierten insgesamt, allerdings erst im Endstadium der Epidemie. Je nach Szenario haben wir das schon zu rund 39 Prozent erreicht — bei 1,8 Millionen Infizierten — oder nur zu rund vier Prozent — bei 214.577 Infizierten. Aber auch diese Zahlenspiele taugen, genauso wie alle anderen, leider zu gar nichts.