Wenn man trotzdem lacht

Die Werbeindustrie sorgt für reichlich Galgenhumor — indem sie weitermacht wie bisher.

  23.03.2020 | 2 Minuten  

Einen Augenblick lang drohte der Frust. Da ruft das Großplakat einer Fluglinie den entleerten öffentlichen Raum dazu auf, »gemeinsam das Nest zu verlassen.« Doch auch trotz der großangelegten Rückführung Hunderttausender deutscher Urlauber aus dem Ausland mittels ›Operation Luftbrücke‹: Daheimgebliebene können das dann doch richtig witzig finden. Genauso wie den Gasgrill eines Baumarkts, der von einem Großformat aus der verwaisten Straße seine »drei Hauptbrenner« schmackhaft machen möchte.

Spätestens seit heute sind auch außerhalb von Bayern die Baumärkte und Gartencenter tabu, weil schon Ministerpräsident Söder in ihnen beliebte Freizeitziele in Zeiten des Home Office ausgemacht haben wollte. Gut, dass ein Discounter für seine demnächst angebotenen Gartenwerkzeuge wirbt, und zwar in genau dem Online-Beitrag einer führenden Wochenzeitung, der die Ausgangsbeschränkungen bzw. Kontaktverbote detailliert erläutert. Also gut zumindest für die Menschen, die einen Garten ihr Eigen nennen.

Der Oscar in dieser Kategorie geht in der ersten Runde aber ganz eindeutig an einen Hustensaft. Dessen Werbeclip unterbricht die maximal dramatische Corona-Sondersendung eines privaten TV-Kanals mit einem erkälteten, im Bett liegenden Familienvater, der seinen Kindern mit letzter Kraft zuhaucht: »Ich werde Euch immer lieben.«